Protest in Idomeni

Immer wieder kommt es im Camp zu Protesten von Geflüchteten für eine Öffnung der Grenze. Besonders stark waren sie, als Mazedonien Anfang März seine Grenze komplett geschlossen hatte. Für die Menschen geht es bei den Protesten um nicht mehr als ihre persönliche Zukunft.

Auf der Flucht ertragen die Menschen größte Strapazen –  Drangsalierungen, Todesgefahr, Misshandlungen, sie werden finanziell ausgebeutet, entrechtet und sie müssen das alles ertragen, weil sie weiterkommen wollen. Wenn aber diese Perspektive fehlt, der einzige Grund das alles auf sich zu nehmen, stehen sie verzweifelt vor dem Nichts. Die einzige Möglichkeit bleibt dann zu protestieren.

Mitten im Camp, zwischen den Containern der Hilfsorganisationen und der Eisenbahnstrecke, befindet sich der inoffizielle Dorfplatz. Hier treffen sich die meisten Menschen, muss man vorbei wenn man von der einen Seite des Camps zur anderen will. Hier stehen die Menschen an, wenn sie ihre Dokumente von der Polizei bearbeiten, sie sich von einem Arzt untersuchen lassen wollen oder zur Essensausgabe anstehen. Es ist quasi das Zentrum des Camps, auch wenn es eigentlich dafür viel zu eng ist.

Das inoffizielle Zentrum des Camps

An dieser Stelle entwickeln sich meistens die Proteste. Ein paar Menschen beginnen mit Sprechchören und klatschen in die Hände. Mehr Menschen kommen hinzu. Es entwickelt sich eine Dynamik. Irgendwann lässt sich einer von ihnen auf die Schultern eines anderen heben und ruft der Menge zu. Diese antwortet. Es entwickelt sich ein „Call and Response“, das Arabisch mit Englisch mischt. Kernforderung ist immer wieder „Open the border!“. Es wird aber auch auf Deutsch „Mutti Merkel“ gerufen .

Der Protest bewegt sich durch das Camp, die meisten Menschen beteiligen sich aber nicht daran. Einer der Geflüchteten erzählt, er hält das für den falschen Weg. „Die Menschen in Europa haben Angst vor uns. Wir sollten ihnen Bilder geben, die ihnen diese Angst nimmt“, meint er. Am Montag eskalierten die Proteste, als Menschen versuchten das Grenztor zu Mazedonien mit Eisenstangen aufzuhebeln. Die mazedonische Polizei antwortete rigoros mit dem Einsatz von Tränengas. Augenzeugen berichteten, dass dieser Einsatz überzogen und unverhältnismäßig war und die Situation mit weniger brutalen Mitteln hätte gelöst werden können. Leidtragende waren vorallendingen Kinder. Mehrere von ihnen musste ärztlich behandelt werden. Ein Gerücht, nachdem ein Baby wegen des Tränengaseinsatzes gestorben war, bestätigte sich zum Glück nicht. Drei Tage später sollen Beteiligte an den Protesten nach ihrem legalem Übertritt nach Mazedonien von der Polizei dort schwer misshandelt und anschließend nach Griechenland zurückgeschickt worden sein.

Die nachfolgenden Proteste blieben friedlich. Die Demonstrierenden betonten, dass sie keine Gewalt wollten. Sie riefen sogar Sprechchöre „Thank you Police“. „Die einzige Möglichkeit für uns ist die Aufmerksamkeit der Welt“, sagt einer der Demonstrierenden. „Wir brauchen die Medien, um zu sagen, dass wir in Frieden kommen!“.

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